Beeinflussende Faktoren
Damit ein Pferd gesunde Barhufe behalten bzw. entwickeln kann, sind meist einige Voraussetzungen notwendig. Werden diese Faktoren beachtet und gegebenenfalls angepasst, stehen die Chancen gut, dass das Pferd mit einem gut funktionierenden Hufmechanismus, locker und schwungvoll über alle Böden gehen kann.
Bewegung
Die Bewegung ist die Grundlage für gesunde Hufe und ein gesundes Pferd. Das Pferd ist ein Lauftier, das sich in der Natur täglich im Schnitt 15-30km, bis zu maximal 120km zumeist im Schritt fortbewegt. Dies tun Pferde überwiegend auf festen, harten und zum Teil steinigen Böden. Ausreichend Bewegung ist also für unsere Pferde und ihre Hufe lebensnotwenig. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Haltungsform so nahe wie möglich an die natürlichen Gegebenheiten angepasst werden kann. Die Pferde sollen sich im Optimalfall 24h am Tag frei bewegen können und sie sollen auf engen Räumen genug Anreize erhalten, sich zu bewegen. Zum Beispiel nur schon, wenn die Futterstelle am einen Ende und die Wasserstelle am anderen Ende des Paddocks liegt. Das Konzept des Paddock Trail bietet hier sehr viele Möglichkeiten, Pferde zum Laufen zu bewegen. Sehr gut ist auch, wenn die Art des Bodens im Auslauf jenem im Reitgelände gleicht, so werden die Hufe optimal für die nötigen Anforderungen trainiert. Da die Bewegung den grössten Anteil der beeinflussenden Faktoren ausmacht, ist es für die Hufbearbeitung nach NHC oberstes Ziel, dass das Pferd nach der Bearbeitung wenn möglich besser läuft als zu vor, aber auf keinen Fall schlechter. Das Pferd soll sich auch nach der Bearbeitung gerne und schwungvoll bewegen. In schwierigen, krankheitsbedingten Fällen liegt das Augenmerk darauf, dass sich das Tier weiterhin bewegt und auch bewegen kann. Dabei kann es sein, dass übergangsweise Hufschuhe notwendig werden.
Haltung
Grundsätzlich gilt, je mehr die Haltungsbedingungen den Lebensbedingungen wild lebender Pferde ähneln, desto gesünder und besser ist die Haltung für unsere Pferde. Die Haltung spielt auch bezüglich Hufgesundheit eine grosse Rolle. Wichtig ist, dass sich das Pferd in seiner Haltungsform so viel wie möglich bewegt und auch bewegen kann. Optimal ist es, wenn sich Pferde 24h am Tag frei bewegen können und im Sinne eines Paddock Trail genügend Anreize finden, sich zu bewegen. Zudem ist es wichtig, dass die Tiere stets die Möglichkeit haben zu fressen. In der Natur fressen Pferde im Schnitt 16-18h am Tag geringe Mengen und bewegen sich dazu kontinuierlich fort. Das Pferd besitzt als Fluchttier einen relativ kleinen Magen und einen sehr langen Darm, dies ermöglicht es dem Pferd, bei Gefahr schnell und problemlos die Flucht ergreifen zu können. Aufgrund des kleinen Magens, kann das Pferd nur kleine Mengen, diese aber kontinuierlich über den Tag verteilt, zu sich nehmen. Die Böden im Auslauf sollten von unterschiedlicher Art sein, damit die Hufe sich anpassen müssen und dadurch optimal trainiert werden. Die Art des Untergrunds im Paddock sollte sich vor allem an den Bedingungen im Gelände orientieren, denn wenn der Boden im Reitgelände z.Bsp. hart und steinig ist und jener im Auslauf oder im Stall weich und matschig, sind die Hufe keine steinigen, harten Böden gewöhnt. Die Folge kann im Gelände zu viel Abrieb sein, sowie eine empfindliche Hufstruktur auf diesen Untergründen, was eine Fühligkeit des Pferdes nach sich zieht. In diesen Situationen ist das Reiten mit Hufschuhen im Gelände meist unumgänglich. Weiter ist es für die psychische und physische Gesundheit der Pferde wichtig, dass sie als Herdentier soziale Kontakte im Herdenverband pflegen können.
Ernährung
Die Ernährung und die Hufgesundheit unserer Pferde stehen in direktem Zusammenhang. Häufig können Mangelerscheinungen oder Vergiftungen an Problemen am Huf erkannt werden.
Als Steppentier ist das Pferd bestens an nährstoffarmes und rohfaserreiches Futter angepasst. Deshalb bildet die Grundlage der Pferdefütterung, dass das Pferd rund um die Uhr Raufutter zur freien Verfügung hat. Am besten eignet sich dazu gutes, rohfaserreiches und zuckerarmes Heu. Das Heu was für unsere Viehwirtschaft verwendet wird ist meist zu reichhaltig und zuckerreich. In unserer Gegend ist meist qualitativ gutes Bergheu, das nicht staubt eine gute Wahl. Zur Kaubeschäftigung kann zusätzlich Stroh zur Verfügung gestellt werden. Da das Pferd kontinuierlich Magensäure produziert und diese allein durch die Kaubewegungen neutralisiert werden kann, ist es sehr wichtig, dass Pferde 24h am Tag die Möglichkeit haben zu fressen. Ansonsten kann es Probleme geben mit der Verdauung, Magengeschwüre etc. Damit die Pferde nicht zu viel auf einmal fressen, sollte das Heu in engmaschigen Heunetzen mit 3-4cm Maschenweite gefüttert werden.
Auch in der Weidesaison sollte gut darauf geachtet werden, dass die Pferde nicht zu viel energiereiches und fruktanhaltiges Gras zu sich nehmen können. Denn genau diese Faktoren beeinflussen direkt die Entstehung von Hufrehe. Die Pferde sollten im Frühling langsam und konsequent angeweidet werden und im Herbst gleichermassen langsam entwöhnt. Gerade im Herbst ist es auch wichtig, dass die Pferde nicht schon morgens früh auf noch gefrorene Weiden kommen, da der Fruktangehalt in den Gräsern zu dem Zeitpunkt enorm hoch ist und sich erst im Verlaufe des Tages reduziert.
Kraftfutter sollte je nach konkretem Bedarf zugefüttert werden. Normaler, ganzer Hafer ist hier den industriellen Fertigmischungen und Müslis unbedingt vor zu ziehen, da diese jeweils viel Melasse, Zuckerrüben etc. enthalten, welche dem Pferd betreffend Verdauung, Stoffwechsel und Hufe grossen Schaden zufügen können. Der Hafer kann von allen Getreiden vom Verdauungssystem des Pferdes am besten aufgeschlossen und verwertet werden. Bei kranken Pferden ist unbedingt zu beachten, dass der Energiebedarf in der Rehabilitationszeit jenem von mittlerer Arbeit entsprechen kann, auch wenn das Pferd nicht gearbeitet wird. Deshalb muss die Kraftfuttergabe unbedingt individuell auf das Pferd und den konkreten Bedarf abgestimmt werden. Dasselbe gilt für Mineral- und Zusatzfuttergabe.
Viele Mineralien und Spurenelemente können von den Pferde auch über Äste und Rinden aufgenommen werden. Deshalb empfiehlt es sich, immer wieder solche z. Bsp. von Haselsträuchern, Tannen oder anderen Bäumen an zu bieten. Dabei nehmen sich die Pferde, was ihr Organismus gerade braucht und lassen den Rest liegen. Dasselbe gilt auch für Kräuter und Öle.
Hufbearbeitung
Erst zum Schluss dieser beeinflussenden Faktoren kommt die Hufbearbeitung ins Spiel. Das heisst nicht, dass die Hufpflege kein zentraler Faktor ist. Die richtige Hufbearbeitung spielt bei der Gesunderhaltung der Hufe unserer Pferde eine wichtige Rolle, da die Hufe meist zu wenig natürlichem Abrieb und zu wenig äusserlichen Umwelteinflüssen ausgesetzt sind und sie grundsätzlich nicht in ihren natürlichen Lebensräumen zu Hause sind . Tatsache ist jedoch, dass die Erfolgschancen bei der Hufpflege sehr begrenzt sind, wenn die übrigen Faktoren nicht stimmen. Nur wenn alle diese Aspekte zusammenspielen und sich optimal ergänzen, können wir unseren Pferden ein gesundes und beschwerdefreies Leben ermöglichen und Hufkrankheiten und –probleme langfristig heilen.
Die Hufbearbeitung durch einen professionellen Hufbearbeiter in regelmässigen Abständen von 4-6 Wochen bei unproblematischen Hufen und kürzeren Intervallen bei Stellungskorrekturen oder Huferkrankungen, ist ein wichtiger Faktor, um die Hufe der Pferde langfristig gesund zu erhalten und möglichen Problemen frühzeitig vor zu beugen.